Flora und Fauna

Algarve: Auf 5.411 km2 leben rund 400.000 Menschen. Der Atlantik im Süden Portugals liegt zwischen der Landmasse Nordeuropas und dem Norden Afrikas mit seinen Wüstenregionen. Das charakteristische Klima ist eine Kombination aus milden, aber feuchten Wintern und langen trockenen und heißen Sommern.

Von April bis Oktober gibt es sehr wenig Regen, und wenn Regenschauer den Wanderer noch im April überraschen sollten, dann folgt alsbald auch wieder Sonnenschein. Ab Juni ist es nur noch sonnig und hin und wieder schwül gewittrig.

In den Wintermonaten jedoch kann es schon einmal für mehrere Wochen ununterbrochen regnen, besonders dann, wenn der Wind Wolken aus südwestlicher Richtung vom Atlantik über die Landmassen schiebt. Frost und Negativgrade sind sehr selten und falls doch, dann eher in den Gebirgen der Algarve und nur nachts mit Winden aus Nord und Nordwest.

Das Klima bestimmt die Flora der Algarve. Der erste ausländische Botaniker, der die Algarve besuchte, war 1844 der Deutsche Heinrich Moritz Willkomm. Ihm und dem einheimischen Botaniker Felix d’Avelar Brotero (1744-1828) verdanken wir es, dass alle Pflanzen der Iberischen Halbinsel registriert, katalogisiert und skizziert wurden.

Die Algarve teilt sich in drei Regionen, in den Litoral – die südliche Küstenregion mit ihren Stränden, den Barrocal – das nördliche Hinterland und das Mittelgebirge – von Monchique im Nordwesten und der Caldeirão im Nordosten. Meine Via-Algarviana führt durch das Hinterland und Gebirge der Algarve und beginnt im Planalto, dem äußersten Nordostens an der Grenze zum Alentejo und zur Extremadura. Die Vegetation der nördlichen Algarve ist eingeteilt in Wälder, Berg-, Busch- und fruchtbares Acker- und Weideland mit Quellen und Gebirgsbächen, Seen und Wasserfällen.

Die Algarve, das sind 16 Landkreise: Alcoutim, Vila Real Santo António, Castro Marim, Tavira, Olhão, São Bras de Alportel, Faro und Loulé im Sotavento (Osten) und Albufeira, Silves, Lagoa, Portimão, Monchique, Lagos, Vila do Bispo und Aljezur im Barlavento (Westen).

Sparen wir uns den Tourismus und seine Industrie an dieser Stelle. Beide erhalten in anderen Publikationen gebührend Platz. Es gibt noch eine traditionelle Algarve, die original ist. Sie lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft und dem Fischereiwesen. Die traditionelle Landwirtschaft ist ein Mix aus Hirtenarbeit mit Kuh-, Schaf-, Ziegen- und (schwarze) Schweineherden; Agroforstwirtschaft; vielen unterschiedlichen Fruchtbäumen und Weinanbau sowie Ackerbau mit Mais, Weizen, Reis, Kartoffeln und allen Gemüsesorten.

Ziegen- und Schafhirten mit ihren vielfältigen Herden treffen wir in Alcoutim, Tavira, Loulé und in Silves, Monchique und Vila do Bispo. In der Nähe der Gemeinde Salir (Loulé) treffen wir auf Idalio Ramos Martins und seine Ziegen-Käserei. Zwischen Vila da Bispo und dem Südwestkap begrüßt uns Manuel António Violente mit seinen Ziegen und Schafen im Busch- und Heideland. Dazwischen kann es uns passieren, auf freigrasende Kühe im Monchique-Gebirge zu treffen, die unseren Weg kreuzen. Nur noch wenige Esel und Mulis leben im Hinterland Portugals. Früher wurde mit ihnen die Ernte zum Markt transportiert, der Acker umgepflügt und der maurische Brunnen bewegt, um das Wasser auf die Felder zu pumpen.

Unser Weg passiert Naturboden mit vielen Baumarten und ihren Früchten. Feigen, Johannisbrot, Mandeln und Oliven sind die klassischen Früchte des südlichen Portugals, die in der zweiten Hälfte des Jahres geerntet werden. Feigen werden frisch oder getrocknet gegessen. Johannisbrot (E471) wird gemahlen und vielen Nahrungsmitteln als Verdickungsmittel beigemischt, verdient aber auch als Kakaoersatz Erwähnung, weil gesund. Aus Mandeln wird u.a. Marzipan hergestellt. Alle drei Früchte zusammen ergeben die traditionellen Kuchen und Süßspeisen der Algarve.

Olivenöl und Paté stammt von Novemberoliven, die auch schmackhaft mit Knoblauch, Oregano, Lorbeer und Zitrone in Salzlake eingelegt werden. Vom Winter über den Frühling bis in den Frühsommer gibt es Orangen, Zitronen, Klementinen, Pampelmusen – die Zitrusfrüchte. Erdbeeren und Avocados ab März; Mispeln im April, Kirschen im Mai, Pfirsiche und Aprikosen im Juni; Mango, wilde Brombeeren und Melonen im Juli und August; Weintrauben, Äpfel, Birnen und Bananen im Spätsommer; danach Kaki und Granatapfel … und vieles mehr. Die Gärten der Algarve tragen das gesamte Jahr über eine Vielzahl unterschiedlichster Früchte.

Auf den Wanderungen treffen wir neben vielen verlassenen Bauernhöfen auch immer wieder und immer noch auf die vielfältigsten und schönsten Gärten – noch - sofern der Tourismus und seine Schaulustigen diese Gärten verschonen. Darin finden wir Wanderer im Frühjahr die Landwirte Erbsen, Karotten und dicke Bohnen ernten. Kartoffeln kommen in bis zu drei Ernten pro Jahr; Erdnüsse, Bohnen, Artischocken, Knoblauch, Zwiebeln, Sonnenblumen und Chili-Pfeffer (besser bekannt als Piri-Piri) im Sommer; die verschiedensten Gewürze wie Lorbeer, wilden Oregano, Thymian und Rosmarin ganzjährig; Kürbisse, Paprika, Tomaten, Mais und Süßkartoffeln den ganzen Sommer und Herbst hindurch; Kohl, Rüben und Spinat etc. im Winter. Nach dem ersten Regen sammeln die Kenner Pfifferlinge im Wald, auch Trüffeln.Im November wird eine Spezialität aus Monchique geerntet: der Medronho, eine runde, rote Baum- und Buschfrucht, die 100 Tage als Maische dem Schnaps-Destillieren im Februar dient. Anfang November wird mit jungem, süßen Rotwein das Kastanienfest begangen bis hin nach Sankt Martin. Walnüsse, Maracuja, Pflaumen runden das Bild ab.

Die schönste Wanderzeit ist zweifellos der Monat April. Die Quellen und Bäche fließen, der Lavendel blüht, die wilden Orchideen, der Jacaranda, die Zistrose, die wilden Lilien, Pfingstrosen und Narzissen, der Oleander und die Bougainvillea, Kamille und Butterblume. Die Natur und ihre unzähligen farbigen Geschöpfe begleiten uns Wanderer von Alcoutim bis ans Südwestkap.

Wir wandern durch Korkeichenhaine in Monchique, an Jahrhunderte alten moosbewachsenen Mauern vorbei, nehmen enge Wege hinauf in die Berge. Andererseits unterqueren wir auch die Autobahn und überqueren die Bahnschienen der Schnellzüge bei São Bartolomeo de Messines, wandern Stunden durch Waldbrandschneisen bei Cachopo (Tavira). Auch die industriellen Plantagen des Eukalyptus begleiten jede Wanderung durch Portugal. Vom 776 Meter hohem Gipfel des Picota sehen wir bei gutem Wetter Europas Südwestkap, schon fünf Tage vor Ende der Wanderung – und eine seltene Eichenart, die nur in Monchique wächst.

Wilde Tiere werden uns Wanderer auch begegnen. Bienenvölker und ihre Imker. Schlangen und Skorpione, die meisten tot auf einer einsamen Teerstraße. Geckos und Chamäleons, Wildschweine, Füchse, Wiesel, Ginsterkatzen, Hasen und vielleicht auch ein Reh, sicher auch Adler und Störche, eine Vielfalt an Schmetterlingen und Vögeln vom Wiedehopf, Kuckuck bis zur Nachtigall…

Nächste 14-tägige Wanderung in 2024 über Ostern jetzt vormerken: info@via-algarviana.com